Ausflug zur Wasserkuppe

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Schulbetrieb auf der Wasserkuppe

Im Rahmen einer Führung bei Alexander Schleicher Segelflugzeugbau unternahm die Akaflieg Darmstadt am 11.05.2016 einen Ausflug in die Rhön. Da die Werksführung aber erst nachmittags nach Werksschluss stattfinden sollte, lag es auf der Hand das nahegelegene Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe zu besuchen. Somit konnte die zwei Stunden dauernde Hinfahrt mit einem Maximum an Aktivitäten verknüpft werden.

Um 8:00 Uhr trafen wir uns zu einem kurzen Frühstück in der Werkstatt und als letztendlich alle da waren, ging es auch schon mit zwei gemieteten Kleinbussen los. Kaum auf der Wasserkuppe angekommen, konnten wir auch schon einige F-Schlepps beobachten. Der rege Betrieb zu vergleichsweise frühen Uhrzeit und das an einem Wochentag  zeigt deutlich einen hohen Grad an Professionalität-Man fliegt häufig und gern!

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Hilmar “Ailmaar” Schubert in der D-36

Um 11:00 Uhr begann dann unsere Führung im Segelflugmuseum. Auf zwei Hallen sind die wichtigsten und bedeutendsten Segelflugzeuge der Geschichte ausgestellt, unter anderen auch Exemplare der Akaflieg Darmstadt. Sehr viele davon sind originale Exemplare und einige sind auch Nachbauten, die vom Museum selbst hergestellt wurden.

In der Eingangshalle befinden sich die Exemplare aus der Anfangszeit der Fliegerei, während in der hinteren Halle eher modernere Flugzeuge ausgestellt sind. Hier wird auch unsere D-36 ausgestellt, in der wir nach Rücksprache mit unserem Museumsführer auch einmal probesitzen durften:

Die D-36 „Circe“ galt zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung im Jahre 1964 als sehr zukunftsweisendes Segelflugzeug, welches sich dann als Vorbild für viele Flugzeuge der offenen Klasse etablierte.

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Leider wird die D-34 nur ausstellungstauglich und nicht flugfähig restauriert

Neben Segelflugzeugen und Motorseglern gibt das Museum auch einen Einblick über den Modellflug. Es finden sich diverse Modelle, Angefangen von nur ca. 3 g schweren Federflugzeugen über ultraschnelle Modelle mit Pulsotriebwerken bis hin zu einem  Modellflugzeug, welches die Kamera für einige von Bernhard Grzimeks Filme in Afrika trug.
Im Keller des Museums erwartete uns dann noch eine Überaschung, die wir nicht erwartet hatten. Zurzeit wird in der Kellerwerkstadt des Museums nämlich die D-34c „B-Phrodite“ aus dem Jahre 1958 ausstellungstauglich restauriert.

Nachmittags begannen wir dann unsere Führung über das Werksgelände von Alexander Schleicher Segelflugzeugbau. Wir betrachteten die Fertigungsschritte aus logistischen Gründen in umgekehrter Reihenfolge, beginnend mit der Endmontage. In dieser Halle werden die Flugzeuge endgültig fertig gestellt, aber auch die Jahresnachprüfung, sowie Reparaturen für Kunden übernommen. Hauptsätzlich  werden hier aber Klapptriebwerke, die Instrumentierung und weitere letzte Teile eingebaut. Zudem wird die Güte der Arbeit ein letztes Mal überprüft.

Nach der Endmontage betrachteten wir die Metallwerkstatt. Hier werden sämtliche Teile aus Metall gefertigt, wie zum Beispiel die Steuerstangen, Mischer, die die Steuerausschläge mit den Stellungen der Wölbklappen kombinieren, oder die Seitenrudersteuer. Des Weiteren werden hier auch die Klapptriebwerke gewartet.
Der nächste Punkt der Führung war die Schreinerei. Obwohl moderne Segelflugzeuge zum Großteil aus Faserverbundstoffen bestehen, ist der Einsatz von Holzteilen oftmals unerlässlich. Die Holzteile werden hier mittels Masterformen mit höchster Präzision aus hochqualitativem Holz ohne Holzaugen gefertigt. Es ist möglich für seinen Oldtimerflieger  aus dem Hause AS jeder Zeit Ersatzteile aus Holz zu bestellen. Diese werden dann zwar extra angefertigt, aber nicht als Einzelstück, sondern gleich als Serie mehrerer Teile, die dann eingelagert werden. So bleibt die Ersatzteilelieferung noch einigermaßen wirtschaftlich.

Wir besuchten danach die Rohbaumontage. Hier werden aus den Einzelteilen zum ersten Mal Flugzeuge montiert. Man baut hier wichtige tragende Teile wie Spanten ein, oder schneidet die Löcher für den Fahrwerksschacht aus. Insgesamt standen zum Zeitpunkt unseres Besuchs 29 Rümpfe in dieser Halle, an denen parallel gearbeitet wird. Die Flugzeuge wandern dabei in der Halle immer weiter und werden von Schritt zu Schritt weiter ausgebaut. Außerdem werden in der Rohbaumontage auch die Flächen und das Leitwerk justiert. Man legt besonderes Augenmerk auf das Spaltmaß und die Winkligkeit aller montierten Teile.

Der nächste Werksraum, den wir besichtigten, war die Rumpfproduktion. Hier werden die Rümpfe, wie auch die Flächen, erst in Hälften laminiert und anschließend verklebt. So dauert es nur zwei Tage, bis ein Rumpf als fertiges Bauteil dasteht. Die Härtezeiten des Harzes seien die begrenzenden Faktoren.

Der letzte Werksraum, den wir besuchten, war die Lackiererei. Es ist in der Fertigungsreihenfolge der vorletzte Raum, den ein Flugzeug durchläuft. Hier fand unser Akaflieger Leif (Lax) „seine“ ASK-21 wieder, bei der er im Rahmen eines Praktikums sämtliche Löcher für Fahrwerk und Co. ausschnitt. Dieses Flugzeug soll nach der Fertigstellung an die Wasserkuppe geliefert werden. Der Transportweg ist also nicht ganz so weit. Wenn ein Flugzeug einmal in der Lackiererei steht, dauert es nur noch circa eine Woche, bis es fertig gestellt ist. Dann wird noch ein Probeflug auf dem werkseigenen Flugplatz durchgeführt, bevor es ausgeliefert wird.

Kevin “Shaver” Gräff